Der letzte Freitag war mein letzter richtiger Tag in Asuncón ich habe ihn nochmal richtig genutzt. Neben 4 Stunden Sprachkurs war ich abends mit Sophie und Tomas, den anderen beiden Freiwilligen aus Deutschland und drei der SSpS Schwestern im Kino. Zwei der Schwestern sind Paraguayanisch und eine kommt aus Ghana und ist seit vier Monaten in Paraguay - mit ihr konnte ich Englisch reden. Die Schwestern waren super gut drauf und es war sehr lustig mit denen unterwegs zu sein. Wir haben eine Komödie paraguayanischer Produktion geschaut - "Pedro undercover". Meiner Ansicht nach war der Film von der reinen Handlung, der Qualität der Witze und der Regisseurarbeit nicht besonders professionell. Aber den Schwestern hat es richtig gefallen und es war ziemlich cool, Orte aus Asunción, an denen wir schon waren, wieder zuerkennen. Aus irgendeinem Grund gab es auch Spanische Untertitel, was uns Spanisch-Lernenden das Zuschauen um einiges erleichtert hat. Es folgt das große Finale des Films, das ich heimlich mitgefilmt habe. Wer nicht gespoilert werden will, sollte den überspringen :P

Am Samstagmorgen musste ich mich dann auch schon von den Brüdern verabschieden. Nochmal Danke an Padre Aloicios, Padre Carlos, Junior und Cesar für alles!
Um 7:30 ist mein Bus nach Ciudad del Este losgefahren. Das ist eine der größten Städte in Paraguay und ist besonders für ihre billige Elektronik bekannt. Im Bus gab es dann noch eine positive Überraschung: Ich hatte etwa eine Stunde mit meiner Sitznachbarin Olga gequatscht, als wir durch Caacupé, dem Ort meiner Gastfamilie der ersten beiden Wochen, gefahren sind. Und dort am Straßenrand stand Jack, das amerikanische Sprachengenie, mit seinem paraguayanischen Freund. Die beiden sind übers Wochenende auch nach Ciudad del Este gefahren. Das war total unerwartet. Wir hatten uns nach dem letzten Treffen in Asunción verabschiedet und nicht weiter über unsere Pläne gesprochen. Dass wir nicht nur am gleichen Wochenende, sondern auch im gleichen Bus dorthin fahren, war einfach nur "mind-blowing".

In Ciduad del Este bin ich kurz nach dem Mittag angekommen. Bruder Tomás hat mich dort von der Bushaltestelle abgeholt und mich mit einem super Mittagessen erwartet (sooo viel einfach, siehe Bilder). Nachmittags ist er mit mir zu den Monday-Wasserfall, einem der größeren Wasserfällen in Paraguay, gefahren. Außerdem hat er mich etwas durch die Stadt gefahren. Abends waren wir in einem Gottesdienst der lokalen Gemeinde. Ehrlich gesagt war ich davon etwas entsetzt. Besonders im Vergleich zu dem lockeren Umgang mit Glaube, den ich in Asunción erfahren habe, wurde Kirche dort ziemlich streng ausgelebt. Das fing schon bei der Kleidung an: Ich stieß mit meinem orangenen Pullover sehr aus der Masse der schwarz-weiß gekleideten Leute. Dann war die Predigt auch noch ewig lang und ich habe, unabhängig von meinem Spanisch, rein von der Lautstärke fast nichts verstanden. Außerdem saßen in den ersten Reihen irgendwie ziemlich stark gläubige Leute. Die sind bei der Prozession mit dem Pfarrer reingelaufen und saßen auf rot gepolsterten Stühlen, die im Halbkreis vor den normalen Bänken um den Altar aufgestellt waren. Vielleicht ist das hier normal, aber auf mich hat es so gewirkt, als seien alle Rituale, die ich aus Deutschland kenne, dort um einiges strenger umgesetzt worden. Bruder Tomás meinte, dass das an einem Bischhof liegt, der hier vor einigen Jahren sehr strenge Regeln durchgesetzt habe. So haben die Frauen teils in der Kirche Kopftücher tragen müssen. Die Überreste dieser unnötigen Strenge habe ich wohl noch heute gesehen.

Für den Sonntag hatte ich dann zwei Optionen:

  1. Ins Gefängnis gehen

    Tomás ist schon seit 30 Jahren in Paraguay und spricht praktisch flüssig Spanisch und Guaraní. Seit langem arbeitet er mit der Indigenen Bevölkerung zusammen und versucht ihre Rechte zu stärken. Vor Kurzem wurde eine Gruppe junger, indigener Männer festgenommen, weil sie sich weigerten, das Land, auf dem sie schon seit Generationen wohnen, zu räumen. Irgendwie gab es dort Konflikte mit dem Besitzrecht: Eigentlich gehört das Land dem Staat und es wird der indigenen Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Durch Korruption im Paraguayanischen Äquivalent des Grundbuchs wurde es allerdings verkauft. Seit zwei Wochen sitzen die jungen Männer jetzt in Untersuchungshaft und können sich nicht sicher sein, ob ihr Verfahren fair verlaufen wird. Tomás hat mir angeboten, mit ihm und den Verwandten die Insassen zu besuchen und Essen vorbeizubringen.

  2. Mit Jack die Wasserfälle besuchen

    Die zweite Option für mich war, mit Jack und Fedes die Iguazú-Fälle anschauen. Bei diesen handelt es sich, noch vor den Niagara- und Viktoriafällen um die größten Wasserfälle der Welt. Die Iguazú-Fälle bestehen aus mehr als 250 Wasserfällen, die bis zu 82m hoch sind. Sie wurden 2011 in die Liste der Sieben Weltwunder der Natur aufgenommen.

Die eindeutig ''interessantere'' Option ist der Gefängnisbesuch. Dadurch, dass ich noch nicht besonders gut Spanisch und gar kein Guaraní spreche, wäre der Besuch aber wahrscheinlich etwas unsensibel gewesen. Besonders in dieser für sie schweren Anfangsphase hätte ich mich dort fehl am Platz gefühlt. Bisher bin ich noch zu sehr Tourist hier. Also habe ich passender dazu die Iguazúfälle besucht. Dafür hat mich Bruder Tomás mit dem Auto über die Grenze gebracht. Von dort bin ich mit dem Moto-Taxi bzw. Motorrad-Taxi zum Apartment von Jack gefahren. Im Prinzip stehen nahe der Grenze Motorradfahrer mit zweitem Helm und gelbem Motorrad rum, die einen mitnehmen. Das ist billiger und schneller, als mit Tai oder Bolt - aber auch nervenaufreibender. Am Anfang wusste ich gar nicht, wohin meine Füße sollen und wie genau man sich festhalten sollte. Von Jack's AirBnB aus haben wir dann ein Taxi zu den Wasserfällen genommen. Das ist weiter außerhalb der Stadt, als ich gedacht hatte - mehr als eine halbe Stunde sind wir mit dem Auto gefahren. Die Cataratas, Wasserfälle auf Spanisch, sind für lateinamerikanische Verhältnisse sehr organisiert und touristisch. Zuerst sind wir einen Rundweg gelaufen und dann konnten wir noch auf eine Plattform, die bis auf den Vorsprung reicht. Dort musste man sogar Regenponchos tragen, weil die Gischt so stark war. Das war wirklich beeindruckend. Die Iguazú-Fälle sind nicht ohne Grund ein Weltwunder der Natur!

P.S. Man kann sehr gut in einem Semi-Cama schlafen :P

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